Partner
Services
Statistiken
Wir
The Pop Group: We Are Time/Cabinet Of Curiosities (Review)
Artist: | The Pop Group |
|
Album: | We Are Time/Cabinet Of Curiosities |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Post-Punk/Funk/Jazz |
|
Label: | Freaks R Us/Indigo | |
Spieldauer: | 37:54/41:54 | |
Erschienen: | 17.10.2014 | |
Website: | [Link] |
Die 80er sind, was Musik angeht, gerne ein unterschätztes Jahrzehnt. Gerade was Innovation, Radikalität, Spielwitz und die Lust zu dekonstruieren, um neues zu erschaffen, betrifft. PERE UBU, SWELL MAPS, THE SLITS, THIS HEAT, THE BIRTHDAY PARTY und vielleicht an erster Stelle THE POP GROUP kommen einem in den Sinn. Wobei der von Dennis Bovell produzierte Meilenstein „Y“ 1979 erschien. Aber wir wollen nicht kleinlich sein. Das Album mit der einprägsamen grafischen Gestaltung zwischen Tribal Dance und Horror enthielt bereits alle Trademarks der kurzen, aber hell leuchtenden Hochphase der POP GROUP.
Auf „Y“ findet sich eine ruppige Mischung aus Punk, Funk und (Free)-Jazz mit engagierten, politischen Texten, kunstvoll, tanzbar und der richtige Soundtrack um Molotow-Cocktails zu werfen. Das zweite Album mit dem hochaktuellen Titel „For How Much Longer Do We Tolerate Mass Murder“ (bedauerlicherweise zur Zeit nicht oder kaum bezahlbar auf CD erhältlich) verfeinerte die Mixtur ohne sie auch nur ansatzweise zu verwässern. Was auch für „We Are Time“ gilt, ebenfalls 1980 erschienen und für fast zwanzig Jahre das letzte Lebenszeichen der Band. Das jetzt seine remasterte Erstauflage als CD erhält. Ergänzt um die Raritäten- und unveröffentlichte-Songs-Sammmlung „Cabinet Of Curiosites“.
„Trap“ beginnt atemlos, abgehackt, Funk als Vision eines Punkers, der für ein Vorspiel bei ORNETTE COLEMAN übt. Melodien und Rhythmen werden zerstört, aber nie bis zur Unkenntlichkeit, und neu wieder aufgebaut. Das ist oft, trotz des herrschenden Chaos, erstaunlich eingängig und tanzbar. Musik, die mitreißt, wenn man sich nicht gleich zu Beginn dafür entscheidet, das hektische Zerpflücken für atonale, holprige Ohrenfolter zu halten. Solche Menschen soll es geben, sie sind nicht zu beneiden.
Mark Stewart schreit, flüstert und erzählt, dass es eine Wonne ist. Gelegentlich gibt es etwas ruhigere Momente, aber meist pumpt der Bass ordentlich, die Gitarren liefern funkige Rhythmen und/oder fräsen sich durch Songs, die auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig werden. Und es bleibt bei Songs, deren Struktur zwar bis an Grenzen der Auflösung geführt werden, aber nicht darüber (Ausnahme die freejazzige Spoken Poetry-Minatur „Amnesty Report“). Hier könnten die RED HOT CHILI PEPPERS gelernt haben, JAMES CHANCE & THE CONTORSIONS grüßen aus der Nachbarschaft und hätte FRANK ZAPPA je eine Postpunk-Platte aufgenommen, das Ergebnis wäre nicht weit entfernt („Kiss The Book“). „We Are Time“ beginnt dagegen mit einem JOY DIVISION-Basslauf und endet als hätte man die Band auf dem Seziertisch zerlegt. Große Kunst.
Das „Cabinet Of Curiosites“ enthält unter anderem die rare, von Andy Mackay (ROXY MUSIC!) produzierte, “She Is Beyond Good And Evil”-Version, Live-Varianten und Weiterentwicklungen sowie „Kiss The Book“ aus einer John Peel-Session.
Beide Alben sind klangtechnisch exzellent, die Bearbeitung erfolgte ohne das Raue, Chaotische, den Hall und die Lautstärkeschwankungen zu nivellieren. Starke Leistung. Musikalisch wie technisch. Und als CD-Package auch ausstattungsmäßig. Zur Besprechung lagen nur gebrannte Promo-CDs vor, die limitierte „Curiosities“-Edition hingegen enthält neben den beiden CDs ein 36-seitiges Booklet, Fanartikel wie Badge und Lesezeichen.
FAZIT: “The Pop Group said “let’s take Funkadelic and put it with Beefheart. Why Not?” (Guy Manchester, “Louder Than War“). Nichts spricht dagegen und THE POP GROUP setzen diese Marschrichtung, plus ein bisschen mehr, gekonnt und mit Leidenschaft fort. Das ist manchmal anstrengend, aber auf eine positive Weise und immer reizvoll und zum Bersten gefüllt mit Energie. Die Zeit der POP Group währte nicht allzu lange, der Split im Jahre 1981 führte aber zu exquisiten und erfolgreich(er)en Nachkommen. RIP RIG AND PANIC (mit der jungen Neneh Cherry am Mikrofon), PIGBAG und MARK STEWART AND THE MAFFIA verwalteten das Erbe auf ebenbürtige Weise. Seit ein paar Jahren tourt THE POP GROUP wieder in bekannter Besetzung. Wer der Chance hat: Hingehen!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- We Are Time:
- Trap
- Thief Of Fire
- Genius Or Lunatic
- Colour Blind
- Spanish Inquisition
- Kiss The Book
- Amnesty Report
- Springer
- Sense Of Purpose
- We Are Time
- Cabinet Of Curiosities :
- Where There’s A Will
- She Is Beyond Good And Evil
- Colour Blind
- Words Disobey Me
- Don’t Sell Your Dreams
- We Are Time
- Abstract Heart
- Amnesty Report III
- Karen’s Car
- Bass - Dan Catsis, John Waddington
- Gesang - Mark Stewart
- Gitarre - John Waddington, Gareth Sager
- Keys - Gareth Sager
- Schlagzeug - Bruce Smith
- Sonstige - Gareth Sager (sax, clarinet)
- We Are Time/Cabinet Of Curiosities (2014) - 13/15 Punkten
- Citizen Zombie (2015) - 13/15 Punkten
-
keine Interviews